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Eine Jahrhundert alte Regel besagt, die Lebensdauer eines Reetdaches ist an Jahren identisch mit der Gratzahl der Dachneigung, (d.h. bei 45° beträgt die Lebensdauer 45 Jahre). Da nach den Fachregeln die Mindestneigung 45° beträgt, ist das gleichzeitig die Mindestlebensdauer der Decke. Ich kann diese alte Handwerksregel voll bestätigen, wenn folgende Punkte beachtet werden:



Durch sorgfältige Materialsortierung bei der Verarbeitung (in allen Bereichen der als Zulage ausgewiesenen Positionen) sollte ausgesuchte Ware für den jeweiligen Zweck verwendet werden.


Die Art der Bindung: Der Walzdraht mittig in die Decke, straffe Bindung in Abständen von ca. 20cm mit geeignetem Bindedraht und eine glatte Oberfläche der fertigen Reetdecke sind entscheidende Faktoren für die Lebensdauer.


Eine so erstellte Reetdecke verliert in den ersten 10 Jahren fast keine Substanz, danach tritt ein jährlicher Schwund von ca. 0,5cm ein, wenn die Bedingungen normal sind, höhere Gewalt ausgeschlossen.

Schrumpfungen der Dachhaut erfolgen im 1. und 2. Jahr vorwiegend bei Material, welches unreif geerntet wurde und im Jahresanfang zur Verarbeitung gelangt. Die Folge ist, Lockerung der Bindung und Gefahr von Ausstreuung der Reethalme.

Ich kann aber auch in der Eigenschaft als vereidigter Sachverständiger bestätigen, dass vielerlei Mängel an Reetdächern durch schludrige und unsachgemäße Arbeiten, vom Laien unsichtbar eingebaut werden können. Hauptsächlich von Nachwuchsfirmen, deren Firmeninhaber nicht durch die Erlangung des Meistertitels, sondern durch Ausnahmegenehmigungen eine Firma gründen.





Als der nomadisierende Mensch anfing sesshaft zu werden, bevorzugte er sich an Flüssen und Seen niederzulassen. Hier fand er alles lebensnotwendige auf engstem Raum, wie Wasser, Nahrung und Material für seine Behausung.Die Verwendung von Schilf als Werkstoff gegen Regen und Kälte mag rein zufällig gewesen sein, da weite Gebiete aus riesigen Schilfwäldern vorhanden waren.Im Laufe der Jahrhunderte bis in die jüngste Vergangenheit wurde aber aus der einfachen Abdeckung der Hütten eine raffinierte Technik für Reetdächer entwickelt.Drei wichtige Materialien, nämlich gebrannter Ton, Holz und Reet waren die Grundstoffe seit Jahrhunderten für die Gestaltung herrlicher Gebäude - Baudenkmäler.Die harmonisch gewachsenen Reihen oder Streudörfer der niederdeutschen Tiefebene mit ihren Fachwerkhöfen und den wuchtigen Reetdächern sind unwiederbringliche Kulturdenkmäler.Das Gebot der Stunde ist, die Restbestände zu schützen und der Nachwelt zu erhalten.Trotz aller Unkenrufe hat das Reetdach alle Zeiten wegen seiner außergewöhnlichen Eigenschaften bis zum heutigen Tage in geringen Abwandlungen überstanden.

In den weiten Gegenden der Boddenlandschaft wurde das Reet geerntet und zu Dachreet hergerichtet. Reet erreicht in einer Wachstumsperiode eine Länge bis zu 350mm. Der Durchmesser des Halmes kann bis 15mm betragen. Früher wurde dieses, für Dachdeckung nicht geeignete grobe Schilf zu Rohrmatten verarbeitet.

Dachreet soll nach VOB nicht länger als 2,5m und eine Halmstärke von 9mm nicht überschreiten.Die Erntezeit beginnt nach den ersten starken Nachtfrösten Ende Dezember und endet am 15. März (laut gesetzlicher Bestimmung des Naturschutzes). Die Reeternte ist nach wie vor eine anstrengende und mühsame Arbeit, die neuerdings mit Maschinen oder auch noch von Hand geschnittene Halme müssen an Ort und Stelle von Laub und Unrat (Feek) gesäubert und gebündelt werden. Ein Paket Reet (20 Bund zu ca. 50kg) werden vom Mäher aus den oft morastigen Polder per Muskelkraft geschleppt und auf Schiffe oder Fahrzeuge verladen.In der Blütezeit der Reetdächer ernteten die Dachdecker mit Ihren Helfern überwiegend selber das Reet um somit die Schlechtwetterzeit zu überbrücken oder sie wählten einen zweiten Saisonberuf, den des Hausschlachters.




Die Saison des Reetdaches begann nach der Ernte Anfang April. Bis in den 50er Jahren war es üblich, dass die Bauern einen Handlanger (Knecht) stellten.Die ortsansässigen Reetdecker hatten streng abgegrenzte Bezirke, die weder verlassen noch überschritten wurden. Das Arbeitsgebiet betrug ca. 10km im Radius. Der Arbeitstag betrug 10 Stunden von 7.°° bis 19.°° Uhr, 6 Tage die Woche. Verpflegung wurde vom Bauern gestellt, Verträge wurden fast nur mündlich geschlossen und meistens wurde nach Stundenaufwand abgerechnet.Es wurde bei Neueindeckung auf Laufbäumen- bei Reparatur von Leitern und Dachstühlen (Klieven) gearbeitet.Alte Reetdecken wurden abgenommen, das Reet teilweise aufbereitet und wieder verarbeitet. Gebunden wurde mit Bandstöcken und Weidenruten. Es war üblich, dass ein Handlanger die Bindung vom Bodenraum unterstützte (Gegennäher), Tagespensum waren ca. 10m²; pro Decker inklusive Handlanger.Zum Anwesen eines mittleren Gehöftes gehörten das Wohn-Wirtschaftsgebäude und oft 2 Vorratsgebäude (Scheuen). Die gesamten Dachflächen betrugen nicht selten um die 1000m². Die Dacharbeiten erfolgten in der Regel in Teilflächen zu 100m².Man sagte es kommt jedes Jahr eine Kuh aufs Dach. - Für den ortsansässigen Reetdecker bedeutet diese Art der Vergabe bei ca. 50 Höfen, Dauerarbeitsplätze fürs ganze Leben.



Nach der Währungsreform setzte nochmals kurzfristig eine Hochkonjunktur für den Reetdecker ein. Durch die Kriegswirren war ein großer Nachholbedarf entstanden.Durch die industrielle Umstrukturierung der Landwirtschaft entsprachen die alten Hofanlagen alsbald nicht mehr den Anforderungen, Scheunen und Ställe wurden abgebrochen und durch modere Zweckbauten mit harter Bedachung ersetzt.Während des großen Höfesterbens der 60er Jahre entwickelte sich jedoch unverhofft ein neuer Kundenkreis für den Reetdecker, gut situierte Bürger entdeckten Ihre Liebe für das Reetdach. Es war "in" ein schönes Privathaus im Grünen mit einen aufwendigen Reetdach sein eigen zu nennen.Gehobene Wohnkultur und völlig veränderte Nutzung des Bodenraumes veränderten das alte behäbige schlichte Reetdach architektonisch erheblich.Heute ist der Architekt gefordert den Charakter des Reetdaches trotz Gauben- und Schleppen, versetzter Traufen und Lichtquellen zu erhalten.Durch den Fortfall des Dachbodens als Pufferzone werden neue Anforderungen an Material, Aufbau und Verarbeitung gestellt. Neu erarbeitete Regeln der Technik geben Hinweise für Mindestneigung (Hinterlüftung), Bindematerial, Dachreet und Verlegetechnik.Vereidigte Sachverständige speziell für Reetdächer sind von den Handwerkskammern eingesetzt Gutachten zu erstellen.
Seit geraumer Zeit werden Versuche unternommen Reet feuersicher zu imprägnieren. Technisch ist die Nichtentflammbarkeit auch schon nachgewiesen. Es gibt aber noch keinen genauen Hinweis auf den Zeitablauf der Abwitterung der Imprägnierung sowie die Einschränkung der natürlichen Atmung der fertigen Dachhaut. Weitere Versuche werden von den Fachverbänden den auch der Verfasser angehört, verfolgt und zu gegebener Zeit publik gemacht.